Christie’s Enthüllt Francis Picabias Meisterwerk „Myrte“ aus einer Bekannten Transparenz-Serie

Myrte, ca. 1928. Pencil, oil, and gouache on panel 121.8 x 96.5 cm. Estimate: €1 million to €1.5 million. © Christie’s Images Ltd 2024
Lisbeth Thalberg
Lisbeth Thalberg

Christie’s bringt ein weiteres Hauptwerk in seiner Auktion „Avant-Garde(s) Including Thinking Italian“ zur Eröffnung: Den Höhepunkt einer Auktionsreihe, die mit der Kunstmesse Art Basel Paris am 18. Okotber zusammenfällt. Christie’s präsentiert die außergewöhnliche Wiederentdeckung eines surrealistischen Werks von Francis Picabia, das neben einem seltenen Ölgemälde von Alberto Giacometti (Buste sur la selle de l’atelier, €2-3 Mio.) und einem emblematischen Werk von Henri de Toulouse-Lautrec (Jane Avril au Divan Japonais, €2,5-3,5 Mio.) versteigert wird.

„Myrte“ ist ein perfektes Beispiel für Picabias Transparenz-Serie, der Schlüsselserie, die der Künstler zwischen 1927 und 1932 produzierte, und die seit den 1970er Jahren in der gleichen europäischen Sammlung geblieben ist. Sie wurde 1928 in Paris ausgestellt und war nur einmal öffentlich bei der Ausstellung Francis Picabia, Mezzo Secolo di Avanguardia in Turin 1974 zu sehen. Ihr geschätzter Wert liegt zwischen €1 Mio. und €1,5 Mio.

Eine innovative Serie

Um 1928 ausgeführt, ist „Myrte“ ein fesselndes Beispiel für Picabias bekannte Transparenz-Serie, berühmt für die theatralische Überlagerung von Bildern, mit der Picabia bereits in seinen Filmen experimentiert hatte. Picabia sucht durch diese Werke die Vorstellungskraft mit einer surrealen Verwebung von Bildern anzuregen. Inspiriert von einer echten Offenbarung in einem Café in Marseille, versetzt „Myrte“ den Betrachter in einen sinnlichen, halluzinatorischen Traum. Das Werk trotzt damit allen traditionellen Interprestationen der Malerei.

Eine Hommage an die klassische Kunst

Die Antike hat eine besondere Bedeutung in der Transparenz-Serie. Gruppen von klassischen Skulpturen werden oft als Basis für die Komposition verwendet. „Myrte“ ist eine klare Anspielung auf Botticellis weibliche Figuren. Die Gesichter, entnommen aus seinen Madonnen sowie aus heidnischen Figuren, schaffen eine geheimnisvolle, traumähnliche Atmosphäre. „Myrte“ ist daher eine Fusion von Vergangenheit und Gegenwart, von Sakralem und Profanem, die die künstlerischen Konventionen der damaligen Zeit herausfordert, während sie den Meistern der italienischen Renaissance huldigt.

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Journalist und Künstler (Fotograf). Redakteur der Rubrik Kunst bei MCM.
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